ÖFT-Presseinformation (Wien), Samstag
21. Juli 2007
Medienanalyse zur
Welt-Gymnaestrada
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Die Welt-Gymnaestrada
vom 8. bis 14. Juli in Dornbirn ist jetzt schon eine Woche
Geschichte. Das „wichtigste Breitensportfest der Welt“ (Zitat IOC)
wurde sportlich und organisatorisch zum Riesenerfolg. Punkto
Stimmungslage und Österreich-Image erreichte man – nicht zuletzt
durch die großartige Aufnahme des Festivals in der Bevölkerung –
viel mehr, als zu erhoffen gewesen wäre. Bei 22.000 aktiven
Teilnehmern aus 57 Ländern aller 5 Kontinente gab es beispielsweise
die komplette Woche lang keine einzige (!) gymnaestrada-bedingte
Polizei-Intervention. „Die ganze Welt gratuliert und dankt euch“
(offizielles Statement des Weltturnverbandes). Medienzitate: „Ein
alles überstrahlendes Großereignis“ mit „überwältigenden Eindrücken“
und „unendlich bereichernden Begegnungen“. Nun wurde auch die
Analyse des gesamten medialen Widerhalls der größten
österreichischen Sportveranstaltung 2007 abgeschlossen. Hier die
Zusammenfassung.
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Vorarlbergs Medien
…überschlugen sich
fast vor Berichterstattungen. Im Vorfeld fiel die Medienpräsenz noch
eher zögerlich, zwar positiv, aber verhalten aus. Spätestens mit
Eintreffen der Teilnehmer bewirkte die direkt spürbar werdende
Alltagspräsenz, dass die Tragweite, sportliche Leistungsstärke
(trotz Wettkampffreiheit), Dimension und Faszination der
Gymnaestrada überall in der regionalen Öffentlichkeit begriffen
wurde. Medial wurde adäquat reagiert, es entstand eine positive
Eigendynamik. Die Veranstaltung war eine Woche lang DAS bestimmende
Thema Vorarlbergs. Alleine die beiden im Ländle auflagenstärksten
Tageszeitungen VN und NEUE brachten im Eventzeitraum rund 140 volle
Seiten Gymnaestrada-Berichterstattung mit Sonderbeilagen usw.,
hatten sie mehrfach als Headline am Cover [Download].
Das ORF-TV übertrug Eröffnung und Abschluss in Regionalausstiegen im
Hauptprogramm live (und wiederholte außerdem die komplette
90minütige Eröffnung am Samstag-Nachmittag). Die Bundesland-Sendung
„Heute in Vorarlberg“ thematisierte die Gymnaestrada ebenso intensiv
und täglich, wie es die regionalen Radioprogramme und de facto alle
weiteren Medien aller Erscheinungsformen taten.
ORF
Mit größeren
Sendeflächen schafft(e) es die Welt-Gymnaestrada nur einmal bis in
das bundesweit übertragene Fernseh-Hauptprogramm des ORF: Das
„Österreichbild am Sonntag“ 22. Juli fasst den Event eine halbe
Stunde lang zusammen. Sechs unterschiedliche Programmstunden zum
Kernbereich Sportshows fanden und finden (auch in angekündigten
Wiederholungen) auf „ORF Sport plus“ (früher: TW1) statt, weiters
gab es einen 7min-Beitrag im "Sportbild". Trotz massiver Kritik in
Vorarlberg über mangelnde bundesweite ORF-Übertragungen (sogar der
Landeshauptmann äußerte sich dazu öffentlich kritisch) war und ist
der ORF für die Gymnaestrada-Berichterstattung über der öffentlichen
Wahrnehmungsschwelle in ganz Österreich hauptverantwortlich. Der
größte österreichische Radiosender Ö3 (zwei Reporter vor Ort)
berichtete ebenso mehrfach mit Kurz-Storys, wie es häufige
Statements in den diversen ZIBs und Radio-Nachrichtensendungen gab,
weiters in den TV-Formaten „Sommerzeit“ und „Heute in Österreich“.
Auch durch regelmäßige Erwähnungen im Ö3-Verkehrsfunk wurde
bundesweit transportiert, dass in Vorarlberg etwas Großes läuft –
allerdings ohne sportartspezifische Inhalte. ORF online nahm die
Gymnaestrada mehrfach in die Schlagzeilen auf der Startseite auf,
der Teletext hingegen brachte die ganze Woche lang keine einzige
Seite.
ATV und
Privatradios
…konnten aus
technisch-organisatorischen Gründen in dieser Medienbeobachtung und
–analyse nicht erfasst werden.
Online-Medien
Wer „Gymnaestrada
2007“ oder „Dornbirn 2007“ googelt, findet rasch zu einer
umfangreichen und vielfältigen redaktionellen
Internet-Berichterstattung über das Weltturnfestival. Neben den drei
organisations- und turnverbands-eigenen Websites (www.wg2007.com,
www.gymnaestrada.at,
www.fig-gymnastics.com)
stachen und stechen Europas Turn-Branchenführer Gymmedia (gymmedia.com/Gymnaestrada),
ORF-online (www.orf.at,
http://vorarlberg.orf.at)
und besonders Vorarlberg-online mit einer eigenen Plattform (http://gymnaestrada.vol.at)
hervor. Alle angeführten Online-Medien hatten eigene Rechercheteams
und Fotografen vor Ort, aktualisierten täglich mehrfach.
Österreichweit publizierende Printmedien
Ein Tag Wühlen in der
Nationalbibliothek brachte ein ernüchterndes Ergebnis: Die großen
österreichischen Tageszeitungen und Sportperiodika haben in ihrer
bundes-weit erscheinenden Berichterstattung die Welt-Gymnaestrada,
wie erwähnt Öster-reichs größte Sportveranstaltung 2007, eher als
Rand- bis Nichtthema behandelt. Während in der Schweiz im
Eventzeitraum über 400 unterschiedliche redaktionelle
Gymnaestrada-Texte erschienen sind (Ergebnis der
Argus-Medienbeobachtung), finden sich (außerhalb etwaig erschienener
westösterreichischer Regionalseiten) in gleich mehreren der
auflagenstärksten Zeitungen überhaupt keine Erwähnungen der
Gymnaestrada. „Wiener Zeitung“, „Presse“ und „Salzburger
Nachrichten“ haben während der Veranstaltung jeweils einmal
ausführlich und sehr positiv berichtet, der „Standard“ ein paar Mal
im Vorfeld. Doris Knecht war zufällig vor Ort und widmete sich im
„Kurier“ zwei Mal dem Ereignis [Texte
lesen], einmal davon medienkollegen-kritisch.
Ein
paar persönliche Anmerkungen
OK-Pressechefin Doris
Rinke und der Verfasser dieser Zeilen sind sich einig, noch nie so
viele leere Kilometer gefahren zu sein, wie beim Versuch, das
Weltsportereignis Gymnaestrada den Journalisten der großen
Printmedien außerhalb Vorarlbergs näher zu bringen. Die
Rücktrittsmeldung von Carina Hasenöhrl hatte in sieben
österreichischen Tageszeitungen und in der führenden
Sportwochenzeitschrift mehr Berichterstattungsfläche als die gesamte
Gymnaestrada, während gleichzeitig in Vorarlberg ein medialer
Turnhype lief, wie nie zuvor. Zitat eines am Turnen an sich
interessierten Wiener Redakteurs: „Ich kann die Enttäuschung
darüber, dass Wien kaum Interesse zeigt, verstehen. Es gab ja im
Vorfeld großartigen Infofluss, da haben alle wirklich professionell
gearbeitet. Ich muss mich beinahe entschuldigen… Ich glaube, wenn es
nicht um citius, altius, fortius geht, tun wir uns alle mit der
Einordnung im Sport schwer und dann ist auch plötzlich keiner mehr
so richtig zuständig“. Zitat eines anderen Journalisten: „Danke für
die zahlreichen Infos zu dieser Gymnaestrada. Wir haben hier nur
trotzdem ein Problem: Bei uns kennt sich keiner aus, es weiß
eigentlich nach wie vor keiner, was das da bei Ihnen wirklich ist.
Stimmen Sie mir zu, dass das eigentlich kein Sportthema ist, weil es
keine Wettkämpfe und keine Sieger gibt?“
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Beim Durchblättern der Tageszeitungen der Gymnaestrada-Woche stößt
man auf gut ein Dutzend Beiträge, die mit Fotos und Titelzeilen
aufmachten, die 1:1 von der Gymnaestrada hätten stammen können, aber
im Kulturteil das „ImpulsTanz“-Festival in Wien thematisierten. Eine
Innenpolitik-Reportage der Salzburger Nachrichten über den
Föderalismuskonflikt Bund-Länder wurde durch ein Foto von
Landeshauptmann Sausgruber „im Gespräch mit einer potenziellen
Wählerin“ illustriert. Die gut erkennbare „potenzielle Wählerin“ war
die Vorarlbergerin der Woche, Gymnaestrada-OK-Präsidentin,
LH-Parteifreundin und Dornbirner Sportstadträtin Marie-Louise
Hinterauer. Only bad news are good news - was soll man davon halten,
wenn man in der Wiener Ausgabe der Kronenzeitung, Österreichs
Auflagenkaiser, während der Gymnaestrada-Woche genau eine halbe
Seite über das Turnen findet: Fotos von unmenschlichen
Trainingsmethoden in China mit verzerrten Kindergesichtern und
–körpern?!? In Dornbirn hatte 700 km entfernt – auf der halben
Wegstrecke nach Paris, aber immerhin noch in Österreich –
gleichzeitig das positive Turn-Gegenteil mit 22.000 Teilnehmern
aller Kontinente und 4.000 ehrenamtlichen Helfern statt gefunden.
Robert Labner |