Kunstturnen  / ÖFT (Wien/Weiler), Mittwoch 14. März 2001

"Beim dritten Anlauf endlich den Olympiatraum erfüllen":
Turn-Aushängeschild
Thomas Zimmermann
setzt seine Karriere fort !

Thomas Zimmermann ist seit vielen Jahren Österreichs bester Turner. Am Sprung und am Pauschenpferd gehört Zimmermann zur internationalen Spitze, rückte im Vorjahr bis auf den 16. Weltranglistenplatz und zwei vierte Weltcupränge vor. Doch lange war Vorarlbergs „Sportler des Jahres 2000“ unschlüssig, ob er seine Karriere fortsetzen soll. Denn Zimsi ist immerhin schon 28 Jahre alt und sein großes Ziel ist noch fast vier Jahre entfernt: Nach zwei (mit viel Pech) vergeblichen Anläufen endlich an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Lohnt sich dafür die jahrelange alltägliche Trainingsmühe ?
Zimmermann: „Längere Zeit haben Zweifel genagt, ob mir die seit Jahresbeginn neuen Wertungsvorschriften entgegen kommen. Und ob die Motivation reichen wird. Aber jetzt bin ich überzeugt, dass ich bis Athen 2004 vorne mitmischen kann.“

Thomas Zimmermann, 28-jähriger HSZ-Sportsoldat aus Weiler (V), wird am kommenden Wochenende beim ersten Weltcup der neuen Saison in Paris an den Start gehen: „Der Weltcupauftakt ist für alle eine besondere Herausforderung. Nach Olympia in Sydney wurden die Wertungsvorschriften neu überarbeitet. Jetzt sind alle gespannt, wie gut die Konkurrenz zu diesem frühen Zeitpunkt der WM-Saison (28. Oktober bis 4. November 2001 in Ghent, Anm. d. Red.) schon in Form ist, beziehungsweise die Küren angepasst hat".

Österreichs Nummer 1 turnt in Paris an den beiden „Parade“geräten Pauschenpferd und Sprung. Am Pauschenpferd hat Zimmermann seine Übung total umgestellt: „Noch habe ich nicht die Stabilität des Vorjahres und werde mit einem Ausgangswert von ‚nur’ 9,80 antreten. Aber in meinem Trainingsrucksack steckt bereits wieder eine 10,00“. Anders die Situation am Sprung. Zimmermann: „Mein Roche, so heißt der Überschlag mit zweieinhalb Salti vorwärts, klappt jederzeit. Er hat zwar jetzt nur noch einen Ausgangswert von 9,80 Punkten statt bisher 10,00. Aber die Qualifikation für Weltcup-, EM- oder WM-Finali ist weiterhin möglich“.

Zimmermanns nächste Station im Weltcup wird vom 29. März bis 1. April das traditionelle Turnier der Meister in Cottbus sein. Rund  um Ostern stehen zwei wohlverdiente Wochen Urlaub auf dem Programm, dann beginnt schon „mit Vollgas“ der konkrete Formaufbau für die Weltmeisterschaft in Ghent.

Was bewegt einen 28-jährigen österreichischen Kunstturner, der Sportler des Jahres 2000 in Vorarlberg geworden, 30-facher Staatsmeister, 9-facher WM-Teilnehmer, 6-facher EM-Teilnehmer (davon 2x im Finale) ist, seine Kariere fort zu setzen ?  Was motiviert ihn, sich täglich in der Turnhalle zu schinden, sich in der dünnen Luft des weltweiten Spitzensports zu bewegen und sich gleichzeitig an der HAK Bregenz (Fernunterricht) für die Zeit danach vorzubereiten ?

Der gelernte Werkzeugmacher Thomas Zimmermann holt mit seiner Antwort weit aus: „Anfang 1999 habe ich begonnen, gemeinsam mit der Schweizer Nationalmannschaft in Magglingen unter der Leitung von Dr. Peter Kotzurek zu trainieren. Den angestrebten Olympiaquotenplatz bei der WM im Herbst 1999 habe ich zwar leider verfehlt. Nach genauer Analyse bin ich aber sicher, dass der Weg der richtige war, nur einfach die Zeit zu kurz. Meine Ergebnisse 2000 haben ja gezeigt, was möglich ist.  

Nun ist abgesichert, dass ich weiter konsequent und systematisch unter den Topbedingungen in Magglingen trainieren kann. Speziell beim Sprung sind die Schweizer Trainer allen anderen Nationen voraus, was zuletzt auch die Erfolge von Dieter Rehm bewiesen haben. Und gerade an diesem Gerät habe ich das größte Potential, ganz vorne mit zu mischen“. Zimmermanns Trainingsleistungen der vergangenen Woche in Tunesien haben deutlich seine herausragenden Möglichkeiten gezeigt. Trainer Peter Kotzurek: „Der erst von zwei Turner gezeigte Roche mit halber Drehung – der weltweit mit Abstand allerschwierigste Kürsprung – ist keine Utopie mehr und wurde unter methodischen Bedingungen schon realisiert. Dies wäre für Thomas ein entscheidender Vorteil gegenüber der Konkurrenz !“

Den Ausschlag für die Fortsetzung der Karriere von Thomas Zimmermann gab aber sicherlich nicht nur seine sportliche, sondern auch seine persönliche Entwicklung der letzen zwei Jahre. Längst betrachtet sich „Zimsi“ nicht einfach nur als Weltklassesportler. sondern erkennt deutlich seine Bedeutung für das gesamte rotweißrote Kunstturnen, für das er als Vorbild und Leitfigur eine entscheidende Rolle spielt. Und diese Verantwortung nimmt er gerne an: „Ich bin stolz darauf, dass fast alle Nachwuchstalente mich in ihren Personaldatenblättern als ihr Vorbild angeben.“ Die Turnszene und der ÖFT dürfen sich also freuen. Hoffentlich auch Zimmermann selbst 2004 in Athen: „Beim dritten Anlauf schaffe ich es sicher !“

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