Trampolinspringen / ÖFT (Wien), Freitag 30. Juni 2000

Sechs amtierende Weltmeister/innen, alle für Olympia Qualifizierten und drei neue Weltrekordler/innen (vom letzten Wochenende) führen das 71 Aktive umfassende Feld aus 24 Nationen an. Großes Fragezeichen bei den Damen ist das Comeback der deutschen Weltcupführenden Anna Dogonadze-Lilkendey nach langer Verletzungspause, die vor Allem auf Doppelweltmeisterin Irina Karavaeva (RUS) und Vizeweltmeisterin Oksana Tsyhuleva (UKR) treffen wird.

Bei den Herren erwartet man einen offenen Vierkampf zwischen Weltmeister Alexandr Moskalenko (RUS), Weltrekordler Dmitri Poljaroush (BLR), Weltmeister German Khnytchev (RUS) und Weltcup-Spitzenreiter David Martin (FRA). Im Synchronbewerb gelten die Duos aus Russland, Weißrussland, Kanada, Ukraine, Frankreich und Deutschland als erste Aspirant/inn/en auf den Sieg bei der Olympia-Generalprobe. Ohne höchst komplizierte Dreifachsalti-Kombinationen wird es aber nicht ein Mal einen Platz im Finale geben !

Da sich der für den Weltcup vorgesehene Grazer Dieter Hayn beim letzten Training eine Oberschenkelstauchung zugezogen hat, wird Staatsmeister Markus Höckner (23) nun doch die rotweißroten Farben mit einer Wild Card selbst hoch halten. Höckner, eigentlich OK-Chef des Weltcups, glaubt sich dieser immensen Doppelbelastung gewachsen – und übergibt während des Wettkampfes seine organisatorischen Agenden an Dieter Hayn. Wie heißt es: Wenn das Team super arbeitet, hat der Chef nicht viel zu tun....

Sechs amtierende Weltmeister/innen (Einzel, Synchron, Team), die Weltrekordler und der Schwierigkeits-Weltrekordler sowie alle für Olympia Qualifizierten werden das fulminante Starterfeld des Trampolin-Weltcups in Wien prägen.

Besonders viel versprechend: Die Weltspitze ist zur Zeit „sehr gut aufgelegt“, will heißen, ausgezeichnet in Form: Erst am letzten Samstag fand in Guildford (GBR) das Wien voraus gehende Weltcupturnier statt. Dort durfte das Publikum höhere Schwierigkeiten als je zuvor und sogar zwei neue Weltrekorde (Dmitri Poljaroush im Einzel, Olena Movchan / Oksana Tsyguleva im Synchron) bestaunen. Ohne höchst komplizierte Triplesalto-Varianten hatte man in Guildford keine Chance auf einen Finalplatz – und bei der Olympia-Generalprobe in Wien wird es nicht anders sein ! Geoff Fuggle, offizieller Beobachter des Sydney-Organisationskomitees SOGOC: „Vienna must be aware of a very very very high competition standard, it’s nearly unbelievable !“

Fast ebenso „unbelievable“: Um das in Österreich noch nicht so weit verbreitete Trampolinspringen optimal zu promoten, haben sich die Veranstalter für freien Eintritt entschieden. Als zusätzliches Zuckerl für’s Publikum gibt es während des ganzen Events vor der Halle die Gelegenheit, auf sechs Trampolinen gratis Probe zu springen: Für Alle von 4 bis ¥, bei jedem Wetter und unter Experten-Aufsicht: Bring your Family !

Unter den insgesamt 32 Damen und 41 Herren aus 24 Ländern wird der Grazer Dieter Hayn (24) noch keine Chance auf einen Spitzenergebnis haben. Dank einer Wild Card im Finale, kann die Nr. 3 des ÖFT aber unter Beweis stellen, dass das österreichische Trampolinspringen gerade zum Höhenflug ansetzt. Die Nr. 1 und die Nr. 2 haben am kommenden Samstag Anderes vor: Staatsmeister Markus Höckner (23) leitet das OK, sein Vize und Ski-Freestyle-Weltcupsieger Christian „Fly“ Rijavec moderiert den Event.

Der Wiener Trampolin-Weltcup wird vom ORF für das Sportbild, TW1 und aktuelle Berichte aufgezeichnet werden. Quer über den Globus, sogar aus Japan haben sich weitere Fernsehteams angekündigt. Doch nix geht über’s Live dabei sein: Um das in Österreich noch eher unbekannte Trampolinspringen optimal zu promoten, haben sich die Veranstalter für freien Eintritt entschieden ! Außerdem gibt’s den ganzen Tag über vor der Halle ein Gratis-Probespringen auf sechs Trampolinen !

Hier geht es zur Auflistung aller Teilnehmerinnen .... und hier zu den männlichen Teilnehmern.

Auf der Tribüne gab’s viel „unübliches“ Publikum: Parallel zur Schülerinnen-ÖM fand auf den Fussballfeldern vor der Halle ein großes internationales Bubenturnier statt. Die Herren Nachwuchskicker kamen aus dem Staunen über die Bewegungs-Kunststücke der nahezu gleichaltrigen Gymnastinnen nicht heraus. Ihre vielen Versuche, in den Matchpausen die grazilen Balltricks mit ihren Lederwuchteln zu kopieren, waren meist „originell“ zum Scheitern verurteilt. Den Gymnastinnen fällt das Gaberln da schon viel leichter....

Hier geht es zu den kompletten Original-Ergebnislisten (WinWord-6.0-Dateien zum Downloaden)

Dieser Entscheidung voraus gegangen war die Eingliederung des Trampolinspringens in den Weltturnverband FIG und damit die Aufnahme in das Olympiaprogramm schon heuer in Sydney. In Österreich ist die am 6. Mai 2000 beim ÖFT-Verbandstag formell vollzogene Integration des Trampolinspringens in die „Turnfamilie“ nun ebenfalls abgeschlossen. Der – jetzt ehemalige – Trampolin-Präsident Dietmar Baumann: „Ich freue mich auf eine positive Entwicklung unseres Sports im ÖFT, die sich schon klar abzeichnet.“ Der alte und neue Bundesfachwart Markus Höckner fügt an: „Wir können jetzt das Synergiepotenzial in den über 500 österreichischen Turnvereinen nützen und Trampolinspringen auf eine viel breitere Basis stellen.“

Derzeit läuft es super für Österreichs Kunstturn-Staatsmeister Thomas Zimmermann. Nach der EM-Finalqualifikation, seinen beiden vierten Weltcuprängen und dem Aufstieg auf Rang 16 der Weltrangliste folgten nun weitere Topresultate. Der 27jährige Vorarlberger Sportsoldat erreichte beim int. Nelli-Kim-Cup in Alma Ata in Mitten eines Weltklasse-Einladungsfeldes den vierten Mehrkampfrang. Die dabei erreichten 53.300 Punkte sind das zweitbeste Ergebnis seiner Karriere. Am Pauschenpferd gewann „Zimsi“ die Silbermedaille (9.400), am Pferdsprung Bronze.

Kasachstan ist nicht der Nabel der Turnwelt. Dennoch war der „Nelli-Kim*-Cup“ – ein hochklassiges Turnier in Alma Ata – mit persönlich eingeladenen Weltspitzenturnern aus acht Ländern und drei amtierenden Weltmeistern exzellent besetzt. Allein, dass Thomas Zimmermann nach seinen kürzlichen Finalplätzen bei EM und WM nachträglich die Einladung erhalten hatte, zeugt von seinem katapultartigen Aufstieg zur Creme de la Creme im internationalen Ranking. Er hat dieses Renommee in Kasachstan eindrucksvoll untermauert.