DER STANDARD
Montag, 29. September 2003, Seite 10
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Gruppenreisen per Bahn "nicht so einfach buchbar"

Bei Bahntickets für Gruppenreisen ins Ausland können sich Preisunterschiede bis zu 50 Prozent ergeben. Grund: der internationale Tarifdschungel und fehlende Vernetzung.

Michael Möseneder

Graz/Wien - Eine Bahnfahrt ist eine der günstigsten Möglichkeiten, von Österreich nach Deutschland zu kommen. Nicht immer verraten die ÖBB aber auch gleich den für den Kunden besten Tarif.

Mit elf Gleichgesinnten will die Grazer Studentin Gudrun Hayn Mitte Oktober nach Hannover zu einer Sportveranstaltung fahren. Der Wunsch nach Bahntickets Linz-Hannover und retour führte sie ins Büro für Gruppenfahrten im Hauptbahnhof ihrer Heimatstadt. Der Angestellte dort rechnete und präsentierte ein Angebot: zwischen rund 85 und 95 Euro plus ICE-Zuschlag (7,40 Euro) plus Liegewagenzuschlag (21,9 Euro). Dies sei der Gruppentarif mit fast 50-prozentiger Ermäßigung gegenüber dem Normalpreis, hieß es.

Frau Hayn erbat Bedenkzeit. Eine kluge Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Denn wenige Tage später rief sie bei der telefonischen Preisauskunft der ÖBB an. Mit verblüffendem Ergebnis: Linz-Hannover koste mit dem SparNight-Tarif 43,6 Euro mit, 58 Euro ohne Vorteilscard plus einem geringeren Liegewagenzuschlag.

Die 25-Jährige kaufte die billigeren Tickets und deponierte im Gruppenreisebüro ihren Unmut. Noch viel verblüffender war nach Auskunft der Studentin die Reaktion des Leiters, Franz Hammer: Die Liegewagenreservierung sei schon getätigt, sie müsse Stornogebühren zahlen. Davon werde nun abgesehen, erklärt Hammer auf Anfrage des STANDARD. Und stellt die Angelegenheit etwas anders dar: "Unser Mitarbeiter hat sicher nicht zum Spaß reserviert, es muss also schon eine konkrete Kaufabsicht der Kundin bestanden haben."

Warum wurde aber der fast um die Hälfte günstigere SparNight-Tarif nicht erwähnt? "Der ist für Gruppenreisen nicht so einfach buchbar. Das Angebot ist kontingentiert, wenn nur mehr sieben Plätze frei gewesen wären, hätten die übrigen fünf Vollpreis zahlen müssen, da Gruppentarife erst ab sechs Personen möglich sind", erläutert Hammer.

Generell sei es schwierig, Tarife für Gruppen vergleichsweise anzubieten. Man müsse alles händisch heraussuchen, da es international unterschiedlichste Tarifarten gebe. Ein Computerprogramm soll nächstes Jahr kommen.

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© DER STANDARD, 29. September 2003
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